Der Kunstmaler Richard Albitz und Pretzsch
Aufmerksamen Besuchern der Stadt Pretzsch werden das Haus Nr. 7 in der Straße „An der Kirche“ schmückenden drei mittelalterlichen Ritterbilder auffallen. Schöpfer dieser Arbeiten war der in Berlin ansässigen Kunstmaler Richard Albitz.
Er hatte eine starke Bindung an Pretzsch. In den Sommermonaten der zwanziger Jahre bis in die vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war der Künstler oft Gast in Pretzsch. Im Schloss hatte er sich ein Atelier eingerichtet, das von seinen Freunden als ein geschmackvolles und behaglich eingerichtetes Künstlerstübchen bezeichnet wurde. In Pretzsch und Umgebung fand er viele Motive, malte oder fertigte Skizzen an, die er in Berlin als Gemälde vollendete. Durch seine künstlerische Tätigkeit fühlte sich Albitz auch einbezogen in das öffentliche Leben unserer Stadt. So illustrierte er Programme, Einladungen für traditionelle Feste und Werbeschriften für das Moorbad. Aus Anlass der 275-Jahrfeier im Juni 1926 zur Verleihung der Stadtrechte für unseren Ort zeigte der Künstler Albitz 43 seiner Bilder und Studien mit Pretzscher Motiven in einer Kunstausstellung. Wer war nun dieser Richard Albitz? Geboren wurde er am 31. Januar 1876 in Berlin Charlottenburg. Später hat er in der Bornholmer Straße, im Ostteil der Stadt, wo er in selbiger am 4. Mai 1954 verstarb.

Der Vater von Richard Albitz Gottlieb Albitz hatte 1910 in Jessen Schweinitzer Straße 46 (heute Rosa Luxemburg Straße) ein Haus gebaut und zog mit seiner Frau in das Städtchen. Es kann angenommen werde, das schon die Eltern von Richard Albitz öfters in Pretzsch waren.
In übrigen war es so, dass dessen Vorfahren vermutlich in unserer Gegend beheimatet waren, denn in Unterlagen von Albitz ist ersichtlich, dass er als Kind öfters in Pretzsch und seiner Umgebung war. So gab es von Anfang des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert Fährleute an der Elbe, die in Klöden und Axien wohnten und Albitz hießen.
Nach der Schulzeit wurde der junge Albitz 1892 Postgehilfe. 1896 bestand der eine Prüfung mit gut und damit verbundene Ernennung als Postassistent. Von 1899 – 1900 zog man ihn zur Militärausbildung ein. 1905 legte er die Prüfung als Telefonsekretär ab. 1907 wurde er als Telefonsekretär beamtet. 1915 erhielt er seine Ernennung zum Obertelefonsekretär. 1920 zum Postsekretär und 1922 Obertelegrafeninspektor. 1924 wurde ihm mit dem gesetzlichen Ruhegehalt der Ruhestand gewährt.
Er diente freiwillig im 1. Weltkrieg, wobei es allerdings nicht zum Kampfeinsatz kam. 1902 heiratete Richard Albitz Katharina Charlotte Dorothea Grollmuß. Aus der Ehe ging ein Sohn Joachim Hans Lothar hervor, der im Jahr 1903 geboren wurde.
In seinem Leben widmete sich Richard Albitz früh der Kunst. So begann er ein Studium an der Kunstgewerbeschule Charlottenburg und besuchte gleichzeitig ein Berliner Studienatelier. Es kann angenommen werden, dass es das Atelier an der Akademie von dem bekannten Landschaftsmaler Eugen Bracht (1842- 1921) war. Es war bekannt, dass sich Bracht wirklich mit seinen Schülern abgab. Er besprach mit ihnen deren und darüber hinaus, was völlig außergewöhnlich war, sogar über seine eigene Bilder. Er sagte nicht nur, was falsch ist, sondern warum so und nicht so.

Entscheidend für den künstlerischen Lebensweg von Richard Albitz war 1907 ein Studium bei dem Berliner Maler Hans Hartig (1873 – 1936). Er hatte es so eingerichtet, dass er nie mehr als zwei Schüler gleichzeitig hatte. Schließlich kam Richard Albitz, als einer seiner Begabtesten Schüler dazu.
Schon nach dem 1. Weltkrieg war Richard Albitz ein anerkannter Berliner Maler des Impressionismus, dessen Bilder Eingang an vielen Ausstellungen fanden. Im Laufe der Zeit wurde er für seine künstlerischen Leistungen mit Medaillen und Preisen ausgezeichnet.
Zum Kunstverständnis von Albitz heißt es 1927 in der Berliner Volkszeitung, bei der Bewertung eines Bildes von der Großen Berliner Kunstausstellung unter anderen: „Albitz ging von früh an unbeirrt seinen Weg in gerader Linie. Für ihn gab es keinerlei Experimente zur Erfindung einer neuen Kunstrichtung oder eines modernen „Ismus“. Der zersetzende Geist jenes Kunstbolschewismus, der noch immer Geschmack und Kultur zu vernichten droht, vermochte ihn nicht anzukränkeln. Das beweist sein neuestes großes Gemälde: „Die Fähre“.“

Albitz besuchte vielerlei Gegenden Deutschlands und malte dort seine Bilder. Bevorzugt wurden von ihm der Norden, die Küstenstreifen und Hafenstädte. Besonders beeindruckend sind seine Hamburger Hafenbilder. Auch in Bayern war Albitz tätig. Nahe liegend war es, dass er in der damaligen Mark Brandenburg und in Berlin bemerkenswerte Bilder malte. Auffällig ist, dass er seine Motive oft mit Schnee in Verbindung brachte.

Aufenthalte von Richard Albitz in der Stadt kann man vorrangig von 1909 bis zum Jahr 1933 nachweisen. Sicherlich war er nach 1933 jedoch noch einige Male in Pretzsch. Im Jahr 1952, schon krank. besuchte er zum letzten Mal die Stadt.

Die obig genannte Zeitung berichtet über den Aufenthalt von Albitz unter anderen: „In Pretzsch an der Elbe, dem stillen Moorbad, haust ein Mäcenas Köhler geheißen. Er hat das sälereiche Schloß der Königin Eberhardine gepachtet und betreibt darin einen Welthandel mit Harmoniums. Seine „Weltorgel“ hat internationalen Ruf. Dieser Mann räumte unserem Maler für seine Sommertage ein prachtvolles Giebelzimmer der Burg ein. Wenn wir von diesen Räumen auf die Elbe und die Dübener-Heide hinabsehen, dann begreifen wir, woher Albitz die Lebensfreude seiner Bilder nimmt. Und wenn er am frühen Morgen zum Angeln die langen Buhnen hinauszieht, dann murmeln ihm wohl die Wasser der Elbe den Sinn seiner frohen Palette zu…“

Die Pretzscher Zeitung berichtet am 8. Juli 1926:
„Aus Anlass des 275 jährigen Stadtjubiläums und des Heimatfestes am 11. u. 12. Juli wird in Pretzsch eine Kunstausstellung im großen Kursaal eröffnet, in der Bilder und Studien von dem bekannten Berliner Kunstmaler Richard Albitz gezeigt werden.

Er weilte schon mehrere Sommer in Pretzsch, da seine Frau Gemahlin in unserem Moorbad Heilung von ihrem Leiden gesucht und auch gefunden hat. Es war für ihn als Künstler eine Selbstverständlichkeit, seine Zeit in der Hauptsache mit Studien auszufüllen. Dazu kommt, daß manche Eindrücke aus seiner Jugendzeit, die ihn oft und lange in unserem Städtchen sah, gebieterisch dahin drängten. Gibt er doch mit Künstlerauge das wieder, was er damals als Kind in Pretzsch geschaut und rein in seinem Gemüt empfunden hat. Ihm geht nach Kunstberichten der Ruf voraus, einen guten Blick für Motive zu besitzen, und so können wir mit befriedigender Erwartung auf die Ausstellung schauen, die uns deshalb viele bisher wohl unentdeckte malerische Vorwürfe von Pretzsch bringen dürfte. Wer schon Gelegenheit gehabt hat, die Bilder und Studien in seinem Atelier zu sehen, wird das auch bestätigen und anerkennen müssen, daß Pretzsch, im Rahmen der Kunst gesehen, sehr viel Reizvolles und Schönes bietet. So ist es auch das Gegebene, eine solche Ausstellung, dessen Schöpfer sich die Aufgabe stellte, Pretzsch in der Malerei zu zeigen, am Heimattag zu eröffnen; denn auch den früheren Pretzschern, die an diesem Tage in ihre Heimat kommen, wird die Ausstellung einen großen Kunst- und Heimatgenuss bieten. Hoffen wir, daß sie den Blick für unsere schöne Heimat in die weitesten Kreise tragen mögen.“

Anlässlich des 140. Geburtstages von Richard Albitz, am 31. Januar 2016, findet im Schloss Pretzsch in Symposium, verbunden mit einer Ausstellungseröffnung seiner Werke, statt.
Sein Enkel Rainer Albitz besitzt viele Gemälde seines Großvaters. Er stellte Bilder für einige Jahre dem Schloss für eine Ausstellung zur Verfügung. So bleibt Richard Albitz weiterhin mit Pretzsch auf das engste verbunden.

Bilder über Richard Albitz in der Fotogalerie
Informationen
Heidemagnet
Heidemagnet im Internet

Schwimmhalle
Link zur Webseite

Heidi Magazin
www.heidimagazin.de

Geschützte Bäume
Eiche an der Neumühle


Gemeine Rosskastanie am Golmer Weinberg