Die Glashütte Körbin bei Pretzsch
Die früheste gedruckte Quelle, die über Berg-fabriken und Manufakturen in Kursachsen Auskunft gibt, dürfte die 1717 erschiene Publikation des Dresdner Pfarrers Christian Gerber sein. In „Die unerkannten Wohlthaten Gottes in Chur-Fürstenthum Sachsen“ werden auch die „berühmte Glashütten im Gebirge bey Purschenstein, in der Vorstadt zu Dreßden ...
...gegen Neu-Ostra und zu Pretzsch bey Wittenberg“ genannt. Mit der ersten außerhalb des waldreichen Erzgebirges gegründeten Hütte zu Körbin bei Pretzsch im Jahr 1792, unter Kurfürst Johann Georg IV., wurde in Sachsen den neuen Erfordernissen an die Glasqualität für Schnitt- und Schliffveredlungen Rechnung getragen. Durch den Kurfürsten erhielt der Glashersteller Baron Erhard von Westmal die Erlaubnis, Glas in größerer Menge herzustellen.Er soll aber bald wegen Schulden geflüchtet sein. Bei ihm arbeiteten die drei Brüder Georg, Constantin und Maximilan Fremel. Sie stellten weißes, durchsichtiges Glas und Trinkgeschirr her. Zuerst wurde besonders gutes Christallin Glas hergestellt. Constantin Fremel, der seit etwa 1690 dem sächsischen Kurfürsten diente, stellte hier, als besonders bemerkenswerte Leistung eine runde Kristallglastafel her: drei Fuß groß, vier Zoll dick und 1,5 Zentner schwer. Über die Hohlglasfertigung in Körbin ist wenig bekannt. Farblose Emailgläser mit Wappen wurden hier wohl selten hergestellt, da die Glasqualität sich hauptsächlich für Schliff und Schnitt eignete. Das belegen Lieferungen 1694 und 1698 in die Hofkellerei Dresden. So erhielt 1694 >>Sr. Churfl.Durchl. von Prezsch geschenkt… 1 Weiß Christallen Sturz, so gewunden geschnitten mit einem Deckel… 1 dersgl. Glaß mit Sr. Churfl.. Durchl. zu Sachsen Namen und denen Chur. Schwertern geschnitten…<< 1698 ist erneut im Hofkellereiinventar aufgeführt: >>1 Prezscher Christallin Glaß, samt einen mit Sr. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Namen und das Szepter geschnitten<<. Aufgeführt werden auch, das nicht mehr erhaltene Glas der beiden großen Pokale mit den Alliance-Wappen des Markgrafen Georg Wilhelm von Brandenburg-Bayreuth und Sophia von Sachsen-Weißenfels. Die Heirat des hohen Paares fand am 26. Oktober 1699 statt; zu dieser Zeit war nur die Pretzscher Hütte arbeitsfähig. Der Markgraf war der Bruder der Kurfürstin Christiane Eberhardine, welche bekannter Weise in Pretzsch lebte. Sie waren freundschaftlich immer verbunden. . Erfolgreich wurde die Körbiner Hütte durch den Kgl. Pholnischen Kurfürstl. Sächsischen Rath Ehrenfried Walter von Tschirnhaus (1651-1708). Der um ein fortschrittliches, rentables sächsische Manufakturwesen bemühte Gelehrte nutzte die Hütte für die von ihm entwickelte Technologie des Glasgießens. Seit Jahren beschäftigte sich der große Mathematiker, Physiker und Philosoph mit einem Problem, von dessen Lösung er sich viel versprach, wie man das chinesische Porzellan aus einheimischen Rohstoffen herstellen könne. Die für solche Experimente notwendigen hohen Brenntemperaturen erzeugte der Tschirnhaus durch Brennspiegel von bisher unerreichter Feuerkraft. Auf seinem Gut in Kießlingswalde in der Oberlausitz richtete er sein Augenmerk auf die Vervollkommnung seiner Brennspiegel. Höhere Temperaturen mit den Brennspiegeln ließen sich nur erzielen, wenn man die Qualität und den Schliff von Glaslinsen verbessert. Der Gelehrte wollte dafür große bikonvexe Linsen für Brenngläser nie gekannter Stärke verwenden. Dazu benötigte er Glasblöcke optisch einwandfreier Qualität von 30, 40, 50 oder sogar 100 Pfund Gewicht, um daraus die berechneten Linsen zu schleifen. In der Glashütte Körbin , wo die Gebrüder Fremel ihr Glashandwerk ausübten, fand er auch eine geeignete Produktionsstätte. Hier konnte er Glasblöcke gewünschte Qualität nach einer neuen Technologie produzieren; nicht mehr durch Blasen, sondern durch Gießen. Am 6. April 1695 war Constantin Fremel der erste große, gegossene Glasblock >>bis auf die Abkühlung<< gelungen. Mit Hilfe des aus Wittenberg stammenden Leipziger Universitätsprofessor Martin Knorr konnten 1694/95 Verbesserungen der Schleiftechnologien erprobt werden und optische Geräte in Einzelfertigung erfolgen. Die in Körbin nach seinen Angaben gegossenen riesigen Glasrohlinge, ließ der Gelehrte in Kießlingswalde auf seiner Schleif- und Poliermaschine bearbeiten. So formte er daraus gewaltige Brennlinsen. Als Einziger beherrschte Tschirnhaus die Technik des Steinschleifens und Polierens. Während viele Gussversuche in der zwischen 1692 bis 1712 bestehenden Glashütte in Körbin durchgeführt wurden, unterlag der Prozess des Schleifens in Kießlingswalde strenger Geheimhaltung. Ähnlich war das sicherlich auch in Körbin. So kann man auch eine Eingabe von Tschirnhaus vom 12. August 1697 verstehen. Hier ging es dem Gelehrten um Wahrung des Manufakturgeheimnisses. Zu dieser Zeit wurde im brandenburgischen Neustadt a. d. Dosse gerade eine Spiegelmanufaktur mit angeworbenen Arbeitern aufgebaut. Es bestand die Gefahr, das , wenn Sachsen nicht die Spiegelfertigung vorangetrieben wurde, „bestünde leicht die Gefahr , das>> besondere Secretum… zu großer Desavantage (Nachteil) dieses Landes in andere Hände kommen möchte“. ( Brief von Tschirnhaus an den König) Allerdings vergingen von der Eingabe bis zur endgültigen Verwirklichung noch einmal 10 Jahre. Die Glashütte in Körbin war für Tschirnhaus auch ein geeignetes Experimentierfeld. Bald ließ er hier Spiegel herstellen, wie sie selbst „das berühmte Venedig nicht zu prästieren (präsentieren) vermocht“, „drei Ellen“ (2 Meter) hoch und größer. (1697 wurde der Kurfürst wegen großer Spiegelfertigung um Hilfe gebeten.) August der Starke hatte sie für die Ausgestaltung eines „Gläßernen Cabinets“ in Warschau bestellt. Venezianisches und böhmisches Glas war begehrt. Allein der Hofstaat in Dresden soll jährlich mehr als 20000 sächsische Taler für ausländische Glaswaren verausgabt haben. Tschirnhaus wollte diesen „Geldabfluß“ stoppen. Zu seinen wichtigsten Unternehmungen, war das merkantilistische Streben nach Unabhängigkeit von den ausländischen Waren. Waren die Glaserzeugnisse nicht durch feste Bestellungen an den Hof oder an andere Abnehmer gebunden, so lag der Vertrieb der Gläser bei den Glashändlern. Die Leipziger Messe war seit dem 17. Jh. ein bedeutender Absatzmarkt. Besonders „ausgezierte“ Gläser zählten zu Kunstwerken, dienten als Willkommgefäße in Schlössern und Hofkellereien. Daneben wurden 1692/93 neun Kronleuchter an den Hof geliefert. Exponate der Pretzscher Glashütte wurden in viele Länder verkauft. In den Chronikunterlagen steht: „Die Körbiner Glasgeschirre haben damals guten Abgang gefunden“. Belegt ist auch, dass ein Amsterdamer Glashändler Waren aus Pretzsch zum Verkauf bezogen hat. Durch zunehmende Holzknappheit in der Dübener Heide (Christiane Eberhardine für ihr Schloss Pretzsch benötigte sehr viel Brennholz) gab es immer wieder Projekte zur Verlegung der Hütte Auch stellte1701 Julius Heinrich Meyer fest, dass zum Weiterbestehen der Körbiner Glashütte (Ofen und Instrumente im schlechten Zustand) 200-300 Taler Investitionen notwendig seien um die Hütte wieder arbeitsfähig zu machen. Der Buchhalter wurde später in den Glashütten Glücksburg und Dresden verpflichtet. Er setzte sich aber dafür ein, dass die Körbiner Hütte weiter arbeitet . Noch 1712 berichtet Mayer, dass er das Unternehmen >>zur Freude der Kurfürstin in Gang gebracht hätte und dafür Holz benötigt<<. August der Starke fordert 1699 den Landesjägermeister George Heinrich von Carlowitz und den Oberforst- und Wildmeister Theodorus Eberwein auf, einen neuen Ort für die Verlegung der Körbiner Glashütte in den waldreichen Ämtern Schweinitz, Seyda oder Schlieben zu finden. Carlowitz, Eberwein und die Glasfabrikanten Fremel nahmen daraufhin die Gegend selbst in Augenschein und unterbreiteten den Kurfürsten mehrere Vorschläge. Der Kurfürst entschied sich für den Standort Glücksburg. Das in Glücksburg produzierte Flaschen- und Fensterglas war von guter Qualität und sehr begehrt. So wurde zum Beispiel 1728 Glas im Wert von rund 21500 Talern produziert. In den Anfangsjahren waren die Glasmacher Fremel auch in Glücksburg tätig. 1701 ist Constantin Fremel als Glasherr zu Glücksburg im Kirchenbuch erwähnt. Später wurde „Ordinaires Glaß“ weiter in Pretzsch und Chrystallin-Glaß“ in Dresden produziert. In der Chronik von Otto Rösenberger wird erwähnt, dass 1737 die Hütte einging und nach Senftenberg - Friedrichshütte verlegt wurde. 1739 war das Amt Pretzsch froh, für die leerstehenden Glashüttenräume endlich einen Käufer gefunden zu haben. Johann Michael Broße, seines Zeichens Stadtmusikus, kaufte die Glashüttengebäude für 60 Taler. Als Pachtgeld für Grund und Boden hatte er die Erlaubnis zum Musikmachen und musste jährlich 10 Taler entrichten. Die Körbiner Manufakturgebäude sollten bis 1780 gestanden haben. Aus dem dazugehörigen Trunkhaus wurde zunächst 1739 eine Schenke mit einem Bier- und Branntweinausschank. Das benötigte Bier durfte nur im Amt Pretzsch gebraut werden. Später wurde in Körbin das vorzügliche Breyn-Bier gebraut. Heute erinnert nur noch der Name des Flurstückes „Glashüttenbreite“, an der Straße von Kleinkorgau nach Pretzsch, an die ehemals nicht ganz unbedeutende Körbiner Glashütte. Quellen: Gisela Haase Sächsisches Glas Geschichte Zentren Dekoration Klinkhardt & Biermann München 1988 Klaus Hoffmann Vom Alchimistengold zum weißen Porzellan Verlag Neues Leben Karte von der Königl. Peuß. Domainenamt Pretzsch 1872 Karte von der Königl. Preuß. Domainenamt Pretzsch 1872 Deutsches Historisches Museum Berlin (Internet) Staatsarchiv Dresden Aktenmaterial über Glashütte Körbin
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